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Am vergangenen Donnerstag, 20.03., war es wieder so weit: Rund 50 Schülerinnen und Schüler der 10., 11. und 12. Klasse machten sich mit dem Zug auf den Weg nach München, um im Gärtnerplatztheater die Oper „Werther“ von Jules Massenet zu erleben. Nach einer längeren Anreise aufgrund einer defekten Bahnschranke fiel die Stärkung vor Theaterbeginn etwas kürzer aus, als geplant.
Die Inszenierung, basierend auf Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, wurde als intensives psychologisches Kammerspiel auf die Bühne gebracht. Die packende Musik Massenets unterstrich die emotionale Tiefe der tragischen Geschichte um den jungen Werther, der an seiner unerfüllten Liebe zu Charlotte zerbricht. Gesungen wurde in der Originalsprache Französisch, wobei deutsche Übertitel das Verständnis erleichterten.
Unsere Gruppe hatte dabei ganz unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen: Einige Glückliche saßen quasi als VIP-Gäste im Parkett in der zweiten Reihe und verfolgten das Geschehen hautnah, während andere vom dritten Rang aus nicht nur die gesamte Bühne, sondern auch das Orchester im Blick hatten.
Nach gut 155 Minuten und einer Pause ging ein beeindruckender Opernabend zu Ende. Die Mischung aus dramatischer Musik, ergreifender Handlung und atmosphärischer Inszenierung hinterließ bleibenden Eindruck. Nach einer kurzen Stärkung fuhren wir mit dem Zug zurück in Richtung Heimat – mit vielen Gesprächen über das gerade Erlebte im Gepäck.

Exkurs: Werther-Fieber und Werther-Effekt:
Goethes „Werther“ hatte bei seiner Erscheinung 1774 eine enorme gesellschaftliche Wirkung. Die leidenschaftliche und tragische Figur des Werther führte zu einem regelrechten „Werther-Fieber“: Junge Leser kleideten sich wie Werther mit blauem Tuchfrack, gelber Weste, Kniehosen aus gelbem Leder, Stulpenstiefeln und rundem, grauem Filzhut, zitierten aus dem Roman und tauchten tief in dessen Gefühlswelt ein. Die emotionale Wucht der Geschichte hatte aber auch eine dunkle Seite: Der sogenannte „Werther-Effekt“ beschreibt das Phänomen, dass nach der Veröffentlichung des Romans eine auffällige Zunahme von Selbstmorden festgestellt wurde, da sich viele junge Menschen mit der verzweifelten Hauptfigur identifizierten.

 

StR Lukas Reif

Gymnasium Dingolfing