Es ist für die meisten Leser vermutlich ein eher unwichtiges Detail, wenn in einem Roman ein „Barockengel“ genannter BMW auf dem Weg vom Bayerischen Wald nach Landshut bereits um fünf Uhr morgens an Dingolfing vorbeigesteuert wird. Den Schülerinnen und Schülern der Q11 des Gymnasiums Dingolfing, die in den Genuss einer Lesung aus dem vielbeachteten Roman „Die Unverhofften“ des Autors Christoph Nußbaumeder kamen, dürfte es vielleicht im Gedächtnis bleiben, ebenso wie die Tatsache, dass der heute in Berlin lebende Autor einst so wie sie Schüler des Gymnasiums Dingolfing war, wo er 1997 sein Abitur ablegte.
Nußbaumeder las den Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Kapiteln seiner vier Generationen umspannenden Familiensaga vor, wobei er für seine Zuhörer immer wieder die Zusammenhänge erläuterte. Gespannt lauschten diese den Erlebnissen der Romanfiguren, deren Schicksal eng mit der jüngeren deutschen Geschichte verbunden ist. So bringt zum Beispiel ein ungewollter, illegaler Grenzübertritt bei Bayerisch Eisenstein in die damalige Tschechoslowakei zwei verliebte junge Leute zunächst in große Schwierigkeiten, als sie von einem Grenzsoldaten aufgehalten und mit der Waffe bedroht werden. Wie sich die spannungsgeladene Szene in überraschend humorvoller Weise löst und im letzten Moment die Flucht mit dem Moped gelingt, empfanden die Zuhörer als besonders gelungen. Gleiches gilt auch für die unerwartete Wendung, die die Fahrt des Lenkers des Barockengels nimmt, bevor der Zielort Landshut erreicht wird.
Die beeindruckende Erzählkunst Nußbaumeders und seine fesselnde Vortragsweise wurden von den Schülerinnen und Schülern nach einer gut einstündigen Lesung mit einem sehr lang anhaltenden Applaus belohnt. Danach beantwortete der Autor noch verschiedene Fragen zu seinem Roman und dessen Entstehung. Wovon der zweite Roman, an dem er gerade arbeitet, handeln wird, wollte er allerdings nicht verraten. Vielleicht führt darin keine Autofahrt an Dingolfing vorbei, aber sicher führt es Christoph Nußbaumeder wieder einmal in seine niederbayerische Heimat, so dass das Dingolfinger Publikum hoffentlich auch künftig wieder einmal in den Genuss einer Lesung kommen wird!
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