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Magersucht (Anorexie), Ess-Brechsucht (Bulimie) und sog. Binge Eating benennt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung als die bekanntesten Essstörungen – neben diesen drei Hauptausprägungsformen treten häufig Mischformen auf; im Anfangsstadium sind die Grenzen zwischen sehr bewusstem und problematischem Essverhalten häufig fließend, die Entwicklung einer Essstörung schleichend. Sicher ist, dass Essstörungen gerade bei Jugendlichen und insbesondere bei jungen Mädchen und Frauen mit zu den am weitest verbreiteten psychosomatischen Krankheitsbildern gehören. Die KiGGS-Langzeitstudie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat basierend auf Erhebungen, die 2019 veröffentlicht wurden, gezeigt, dass gut ein Drittel aller Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren Symptome einer Essstörung aufweisen, bei der gleichaltrigen Vergleichsgruppe der Jungen lag die Zahl bei rund 12 Prozent. Mit der Coronapandemie sind gemäß den Analysen mehrerer Krankenkassen die Zahlen weiter gestiegen, wie es in einer Meldung, die im Mai 2023 im Ärzteblatt veröffentlicht wurde, heißt. Nicht nur die soziale Isolation während der Lockdowns, sondern in Verbindung damit auch der Einfluss der sozialen Medien scheinen bei dieser Entwicklung eine Rolle gespielt zu haben. Allerdings sind es vielfältige Faktoren, die zu einer Essstörung führen, wobei Ursachen und Auslöser häufig nicht klar zu differenzieren sind.

Vor diesem Hintergrund spielen wirkungsvolle Maßnahmen zur Prävention eine umso größere Rolle. Von den Betriebskrankenkassen wurde in diesem Zusammenhang die Initiative „Bauchgefühl“ ins Leben gerufen, die zum Ziel hat, über Essstörungen zu informieren und wachzurütteln, für die Gefahren zu sensibilisieren und mit Beratung und Hinweisen zu Behandlungsangeboten das Thema aus der Tabuzone zu holen und gefährdete Jugendliche zu ermutigen, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Auch im Rahmen des Förderprogramms Gesundheitsregion plus des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention, dem sich seit Anfang 2023 auch der Landkreis Dingolfing-Landau angeschlossen hat, spielen Ernährungsverhalten und Ernährungscoaching innerhalb des Handlungsfeldes Gesundheitsförderung und Prävention eine bedeutende Rolle. Über die oben angeführten Zielsetzungen hinaus möchte auch das Gymnasium Dingolfing seinen Beitrag in dem Kontext leisten und diese Thematik stärker im Bewusstsein verankern.

Auf Anregung von Frau Annette Weber wurde die Idee der Teilnahme des Gymnasiums an diesem Projekt und der Durchführung einer Konzertlesung mit Jana Crämer und Batomae weiterverfolgt. StDin Stephanie Mahr, die zugleich Ansprechpartnerin und Projektkoordinatorin für die „Gute gesunde Schule“ ist, stellte darfaufhin den Kontakt zur BKK der Debeka her und mit dem nötigen Quäntchen Glück gelang es, eine der begehrten Veranstaltungen mit der Autorin des Romans „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ und dem Berliner Künstler Batomae, der eigens für diesen Roman einen Soundtrack komponiert hat, zu buchen. So kamen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 in den Genuss einer musikalischen Lesung, die thematisch neben Essstörungen auch die Themen Freundschaft, Musik sowie    (Cyber)-Mobbing in den Blick nahm. Szenen des mit dem SignsAward in der Kategorie Mut ausgezeichneten autobiographischen Debütromans von Jana Crämer wurden dabei verwoben mit der Musik ihres „besten Freundes“. Der Titelsong „Unvergleichlich“ bringt die zentrale Botschaft der beiden auf den Punkt: Er ist „eine Hommage an die Abweichung von der Norm, die Antwort auf den quälenden Drang, sich ständig vergleichen zu müssen – mit dem von den Medien und Social Media aufgezwungenen Schönheitsideal und der von der Gesellschaft verlangten Perfektion“.

Ehrlich und schonungslos offen gewährten die beiden Künstler Einblick in die Geschichte ihrer Freundschaft und berührten zum einen mit den vorgetragenen Passagen aus dem Roman, die das Leben der Protagonistin bzw. Autorin zwischen Diäten, gestörtem Essverhalten und Mobbingerfahrungen erzählen und die Zuhörer hautnah ihre Situation miterleben lassen, andererseits aber auch mit der Entstehung der tiefen Verbundenheit und Freundschaft zwischen ihr und dem Musiker Batomae.

Gerade diese affektive Komponente vermochte nicht nur die jugendlichen Zuhörer, sondern auch die teilnehmenden Lehrkräfte ganzheitlich und in sehr beeindruckender und emotionaler Weise anzusprechen und das schwierige, komplexe und vielschichtige Thema „Essstörungen“ zu enttabuisieren.

Ein herzliches Dankeschön ergeht an Frau Weber für den Anstoß zur Teilnahme an diesem Projekt, an Frau Mahr für die Herstellung des Kontaktes und die koordinierende Umsetzung der Projektbausteine und natürlich die Verantwortlichen bei der Debeka BKK sowie der BMW BKK, die das Projekt „Bauchgefühl“ gemeinschaftlich finanzieren, und die Debeka, die den Kontakt hergestellt hat. Vielen Dank auch an Frau Dr. Ann-Katrin Kurz als Ansprechpartnerin von der Team Gesundheit GmbH für ihre maßgebliche Unterstützung bei der Planung und Organisation sowie nicht zuletzt an die Autorin und Bloggerin Jana Crämer und den Musiker Batomae für ihre wunderbare Bühnenpräsenz und Nahbarkeit auf einem schwierigen thematischen Terrain.

Elisabeth Rembeck

 

 

Gymnasium Dingolfing