Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich die psychische Belastungssituation vieler Jugendlicher weiter verschärft, wie mehrere Studien – beispielsweise von Unicef oder hier in Deutschland des Bundesinstituts für Bevölkerungsentwicklung oder vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf – konstatieren. Allerdings wird immer wieder auch deutlich gemacht, dass diese Ergebnisse „nur die Spitze des Eisbergs“ sind; bereits vorher sei ein beträchtlicher Teil der Mädchen und Jungen psychisch belastet gewesen. Der Unicef-Umfrage zufolge fühle sich jeder fünfte Jugendliche häufig depressiv, lustlos, ohne Lebensfreude. Für Deutschland lag diese Zahl sogar noch höher; hier gab einer von vier befragten jungen Menschen an, sich häufig deprimiert oder interesselos zu fühlen. Führt man sich zusätzlich vor Augen, dass in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen Selbstmord die vierthäufigste Todesursache ist und dass weltweit rund 46.000 junge Menschen Suizid begingen – also ein junger Mensch alle 11 Minuten, dann ist dies ein Weckruf für uns alle. Psychische Gesundheit als positiver Zustand des mentalen Wohlbefindens ist neben physischer Gesundheit unabdingbar für die Entwicklung kognitiver und emotionaler Reife, für erfolgreiches Lernen und Arbeiten sowie die Ausprägung zwischenmenschlicher Beziehungen. Umso wichtiger ist es, dass Schule nicht als belastender Ort empfunden wird, sondern einen geschützten Raum bietet. Neben der Vermittlung von fachlichen und methodischen Kompetenzen sind daher ein positives Schulklima, ein gutes Miteinander und die Förderung sozialen und emotionalen Lernens unabdingbare Faktoren zu gelingendem Lernen und Lehren.
Schulleitung und Kollegium des Gymnasiums sind sehr dankbar, dass die seit dem Schuljahr 2019/20 etablierten regelmäßigen Sprechstunden von Carmen Zrenner, der Leiterin der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern, fest im schulischen Terminkalender verankert sind und regen Zuspruch finden. Frau Zrenner bietet regelmäßig Sprechzeiten an der Schule an, um Schüler und auch Eltern in schwierigen Situationen durch professionelle Hilfe zu unterstützen. In nicht wenigen Fällen, in denen ernsthafte Probleme zugrunde liegen, gelingt es nach dieser ersten Kontaktaufnahme, die Jugendlichen an die Angebote der Beratungsstelle direkt anzubinden. Daneben unterstützt Frau Zrenner auch die Arbeit der Lehrkräfte, wenn im einen oder anderen Fall professionelle Unterstützung für Schüler erforderlich erscheint, so dass auf diese Weise noch ein ergänzendes Angebot zu den umfangreichen und zeitintensiven Betreuungsmaßnahmen durch den Schulpsychologen OStR Marcus Sudau und die Beratungslehrkraft OStRin Bettina Hiergeist gegeben ist.
Frau Zrenner ist gemeinsam mit ihrem Team von der Beratungsstelle immer auch bereit, kurzfristig bei akuten Problemfällen zu unterstützen und Rat und Hilfe zu erteilen, und das, obwohl die eigenen Kapazitäten ausgelastet sind.
Zusätzlich wirkt Frau Zrenner als Referentin für die Kollegen; so hat sie im Rahmen des Pädagogischen Tages dem gesamten Kollegium ihre Einrichtung und die damit verbundenen Tätigkeitsfelder vorgestellt und einen allgemeinen Erfahrungsbericht über Probleme gegeben, die im Zuge der Pandemie schwerpunktmäßig aufgetreten sind (z. B. Angststörungen, Panikattacken, Essstörungen, Transgender-Problematik, Depressionen, häusliche Gewalt, soziale Ängste etc.). Obwohl viele der genannten Störungen und Krankheitsbilder bereits vor der Pandemie häufig aufgetreten seien, habe die Coronasituation wie ein Brandbeschleuniger gewirkt und insbesondere in sog. Multiproblemfamilien die Situation drastisch verschärft.
Durch die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit und die hilfreiche professionelle Unterstützung gelingt es zunehmend, die Lehrkräfte und auch die Eltern, denen das Beratungsangebot ebenfalls offensteht, für Auffälligkeiten zu sensibilisieren, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass Schülerinnen und Schüler in schwierigen Situationen Halt und Hilfe erfahren, steigt.
Für die Zukunft ist geplant, dass eine schulinterne Lehrerfortbildung zum Thema „sexualiserte Gewalt“ durchgeführt wird.
Ein herzliches Dankeschön an Frau Zrenner und auch an ihr Team für dieses tolle Angebot und das enorme Engagement!
StDin Elisabeth Rembeck
Carmen Zrenner
Diplom-Psychologin
Psychologische Psychotherapeutin
Leiterin der Beratungsstelle
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