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Nicht erst seit der Coronapandemie sind psychische Belastungen und Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen in die Höhe geschnellt. Eine UNICEF-Studie konstatierte bereits 2021, dass die Auswirkungen durch Covid-19 nur „die Spitze des Eisbergs“ darstellten; und in einem Informationspapier von UNICEF aus dem Jahr 2023 heißt es, dass bereits vor der Covid-19-Pandemie ein bedeutender Anteil der Kinder und Jugendlichen unter erheblichen psychischen Beeinträchtigungen litt. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention teilt auf ihrer Homepage mit, dass depressive Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen zu den häufigsten psychischen Krankheitsbildern bei Kindern und Jugendlichen gehören. Dabei komme es bei jungen Menschen häufig vor, dass die Depression mit weiteren psychischen Erkrankungen, wie z. B. Angststörungen, Essstörungen und ADHS, einhergehe.
Vor diesem Hintergrund scheint es geboten, sich mit diesem Thema auch präventiv auseinander zu setzen, um ggf. Warnzeichen rechtzeitig zu erkennen und vorhandene Unterstützungs- und Hilfsangebote aufzuzeigen. So fand am Dienstag, dem 12.03.2024, für alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 sowie für interessierte Lehrkräfte eine Veranstaltung mit der Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie Daniela Degan statt. Frau Degan ist Oberärztin am ZKJ in Altötting und Leiterin der dortigen Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Vor dem Hintergrund, dass Depressionen einerseits zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, unter denen Kinder und Jugendliche leiden, gehören, dass die Krankheit gleichzeitig jedoch häufig übersehen wird, da verschiedene Krankheitssymptome – wie beispielsweise Niedergeschlagenheit oder Schlafstörungen – als altersbezogene Adoleszenzsymptome interpretiert werden, erläuterte die Referentin zunächst die Warnzeichen einer Depression und nahm auch eine begriffliche Einordnung vor. Dabei führte sie aus, dass eine Depression sich oft schleichend entwickle und häufig kein konkreter Auslöser vorliege, und ging u. a. der Frage nach, wie sich tiefe Traurigkeit und Depression voneinander abgrenzen lassen und welche Merkmale das Krankheitsbild kennzeichnen. Um von einer Depression zu sprechen, müssten über den Zeitraum von mindestens zwei Wochen mehrere Krankheitszeichen vorliegen. Zu diesen gehören beispielsweise Interessen- und Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Schlaf- bzw. Appetitstörungen sowie ggf. auch körperliche Beschwerden wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit und hypochondrische Beschwerden, also beispielsweise Kopf- oder Bauchschmerzen ohne organische Ursachen. Daneben liegen oft Gefühle der Wertlosigkeit vor. Betroffene sind in negativen Gedanken über sich, über ihre Umwelt und die Zukunft gefangen und zeigen eine fehlende Offenheit für positive Erlebnisse und Erfahrungen. Häufig sind auch die kognitiven Auswirkungen schwerwiegend; Grübeleien beispielsweise verstärken oft auch Einschlafprobleme oder Schlafstörungen.
Neben den Fällen, in denen persönliche Prägung bzw. eine genetische Disposition für psychische Erkrankungen vorliegen kann, beeinflussen verschiedene Faktoren die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und können unter Umständen psychische Auffälligkeiten wie Angststörungen oder eine Depression auslösen. Hierzu gehören zum einen entsprechende Erfahrungen im privaten Umfeld oder in der Schule, belastende Lebensumstände und kritische Lebensereignisse, aber auch ein gestörter Botenstoffwechsel im Gehirn, Begleiterscheinungen von Medikamenten oder Suchtmitteln oder Lichtmangel, beispielsweise in Folge von internetbezogenen Störungen wie Mediensucht oder Computerspielsucht.
Grundsätzlich sei eine Depression zwar sehr ernst zu nehmen, insbesondere wenn Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten hinzukommen. Mit ärztlicher Hilfe lassen sich jedoch gute Behandlungserfolge erzielen; dabei gibt es ambulante, teilstationäre und stationäre Therapien. Neben Medikamenten wird in erster Linie auf verhaltenstherapeutische und tiefenpsychologischen Ansätze gesetzt. Vor allem jedoch kann eine positive Lebensgestaltung depressiven Störungen bzw. Depressionen sowie weiteren psychischen Erkrankungen vorbeugen. Wichtige Bausteine in diesem Kontext sind die Reduktion pessimistischen und negativen Denkens, die Veränderung dysfunktionaler Interaktionen, die Gewinnung von mehr Sicherheit und Selbstkompetenz und die Verbesserung der familiären Strukturen. Die Pflege von Hobbys, regelmäßig Bewegung und Sport, Entspannung und hinreichend Schlaf, eine abwechslungsreiche Ernährung sowie die Pflege sozialer Kontakte und positive Begegnungen sind weitere Maßnahmen, um die täglichen Herausforderungen gut zu bewältigen und die Krankheitsgefahr zu mindern und die individuelle Resilienz, das „Immunsystem der Seele“ zu stärken. Schließlich ist es gerade auch wichtig, im eigenen Umfeld ein Auge auf seine Mitmenschen zu haben und auch in schwierigen Situationen verlässlich füreinander da zu sein.
Abschließend konnten sich die Teilnehmer mit Fragen an Frau Degan wenden. Für interessierte Schülerinnen und Schüler, die sich noch intensiver mit der Thematik beschäftigen möchten, besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Workshop zu einem späteren Zeitpunkt.
Im zweiten Teil des Nachmittags schloss sich ein zweiter inhaltlicher Block für die Lehrkräfte an. Neben einem Überblick über weitere verschiedene psychiatrische Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter und den jeweils entsprechenden Hinweisen zu Unterstützungsangeboten wurden Strategien zur Stressbewältigung sowie zum Thema „Innere Stärke und Resilienzförderung“ gegeben.
Sowohl für Schüler als auch für Lehrer waren die Ausführungen der Expertin spannend und informativ, zumal es Frau Degan verstand, die Inhalte sehr anschaulich zu vermitteln. Gleichzeitig wurden viele Tipps und Hinweise gegeben, die zu einer positiven individuellen Lebensführung und damit zur Weiterentwicklung personaler Kompetenzen beitragen. Ein herzliches Dankeschön an die Referentin für dieses Angebot!
Zusätzlich sei noch auf verschiedene Online-Angebote und Internetplattformen verwiesen, die als erste Informations- und Anlaufstelle dienen können:

https://www.krisendienste.bayern/niederbayern/ (Krisendienst Psychiatrie);
Tel. 0800 655 3000

https://www.bzga.de/service/infotelefone/sucht-drogen-hotline/ (Bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline)
Tel. 01806 313031

https://www.nummergegenkummer.de/ (Nummer gegen Kummer)
Tel. 116 111

www.ich-bin-alles.de (Infoportal des LMU Klinikums München)

www.aktiv-gegen-depressionen.de (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus)

www.bitte-stoer-mich.de (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege)

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start (Stiftung Deutsche Depressionshilfe; unabhängige gemeinnützige Stiftung)

Elisabeth Rembeck

Gymnasium Dingolfing