„Nationalismus ist der Feind Europas“ – dieses Zitat aus einer Rede Angela Merkels vor der Europawahl im Mai 2019 bringt die Gefahr auf den Punkt, dem der europäische Gedanke zunehmend ausgesetzt ist. Im Jahr 2012 wurde die Europäische Union für ihren Einsatz für eine friedliche Welt, für Versöhnung, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Solidarität und Menschenrechte mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Heute scheiden sich die Geister, wenn es um zentrale Fragen wie die Klimapolitik, den Umgang mit Flüchtlingen, wirtschaftliche Stabilität oder ganz aktuell den Umgang mit der Corona-Pandemie geht. Die tumultartigen Ereignisse im Vereinigten Königreich um das Brexit-Referendum, die nachfolgenden Verhandlungen, der endgültige Austritt am 31. Januar letzten Jahres und die Debatten über die Gestaltung der Post-Brexit-Ära, die mit dem Abschluss des Brexit Deal am Heiligabend 2020 ihren vorläufigen Abschluss gefunden haben, sind nur ein weiteres Beispiel für diese Spaltung.
Im Rahmen des letztjährigen EU-Projekttags konnte die Autorin und Dozentin Louise Carleton-Gertsch als Referentin zum Thema Brexit and its consequences for life and work in Europe gewonnen werden. Aufgrund der durch die Coronakrise bedingten Schulschließung musste der zunächst für April 2020 vorgesehene Termin auf das neue Schuljahr verschoben werden. Es war zunächst unsicher, ob der Vortrag am anberaumten Ausweichtermin im Januar 2021 würde stattfinden können. Doch dank der technischen Möglichkeiten konnte die ursprünglich als Präsenzveranstaltung geplante Präsentation in ein Online-Format überführt und in Form einer Videokonferenz durchgeführt werden.
Ausgehend von den turbulenten Entwicklungen im UK gab die Referentin einen historischen Abriss über die Entwicklung der britisch-europäischen Beziehungen und erläuterte die zwiespältige Haltung vieler Briten zu Europa. Dabei wurde deutlich, wie sehr das Vorhaben, die EU zu verlassen, das Land gespalten, die Politik auf den Kopf gestellt hat; daneben wurde auch vor Augen geführt, welch enorme Auswirkungen nationale Entscheidungen auf europäischer und internationaler Ebene nach sich ziehen. Und vor allem wurde den Zuhörern vermittelt, wie unzureichend, unangebracht, ja gefährlich Stereotype und Klischees in diesem Zusammenhang sind; gibt es doch nicht „den typischen Briten oder Engländer“, der der europäischen Idee grundsätzlich skeptisch, wenn nicht sogar feindlich gegenübersteht. Gerade die junge Generation ist vielfach weltoffen, aufgeschlossen und nicht gewillt, sich auf eine isolationistische Abschottungspolitik einzulassen.
Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen ist das Eintreten für Werte wie Toleranz und Humanität, das Verfechten demokratischer Ideale, die aktive Einmischung in Politik und Gesellschaft unerlässlich für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des europäischen Gedankens, der europäischen Vision – und gerade die Jugendlichen sind gefordert, das Europa ihrer Zukunft aktiv mitzugestalten!
Elisabeth Rembeck
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