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Das P-Seminar „Dingolfinger Lesehitliste“ hatte sich zum Ziel gesetzt, auf der Basis neuer Entwicklungen im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur Maßnahmen und Strategien zur Leseerziehung und Leseförderung zu entwickeln und in diesem Kontext eine „Dingolfinger Lesehitliste 2021/22“ zu erstellen. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit der Kreis- und Stadtbücherei Dingolfing durchgeführt; der Leiter der Bibliothek, Herr Thomas Jablonski, war maßgeblich an der Konzeption des Projektes beteiligt. Dabei wurde an zwei Vorgängerseminare der Oberstufenjahrgänge 2015/17 und 2018/20 angeknüpft; damals erreichten die Jugendromane „Ada. Im Anfang war die Finsternis“ von Angela Mohr bzw. „God’s Kitchen“ von Margit Ruile die Platzziffer 1 der jeweiligen Ranglisten und wurden mit dem von den Teilnehmern des ersten Seminars kreierten Literaturpreis „Snapbook“ prämiert.

Mit jährlich nahezu 8.000 Neuerscheinungen auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt im deutschen Buchhandel ist die Auswahl an aktueller Kinder- und Jugendliteratur schier unerschöpflich. So ging es zunächst darum, eine Auswahl aus der Fülle an Lesestoff zu treffen. In einem nächsten Schritt wurden die publizierenden Verlage angeschrieben und um Freiexemplare zur Durchführung des Projekts gebeten; ca. die Hälfte der gewünschten Werke konnte so kostenfrei angeschafft werden. Der verbleibende Teil wurde großzügigerweise über die Kreis- und Stadtbibliothek finanziert. Nun wurden in den Jahrgangsstufen der Mittelstufe Präsentationen in den Klassen durchgeführt und im Anschluss die Bücher im Rahmen einer zweimal wöchentlich stattfindenden Ausleihe interessierten Schülerinnen und Schülern zur Lektüre zur Verfügung gestellt.  Diese Testleser wirkten zugleich als Rezensenten, so dass neben den Rückmeldungen aus den Klassen zusätzlich Feedback von einzelnen Leserinnen und Lesern gewonnen werden konnte. Nach Abschluss mehrerer Leserunden wurden die Rückmeldungen in Form von Bewertungsbögen ausgewertet und schließlich stand die Nummer 1 der Rangliste fest, der Dingolfinger Lesehit – das „Snapbook“ des Jahres 2021/22: der Roman „Reality Show“ der Autorin Anne Freytag – zugleich Gesellschaftskritik, Dystopie und Thriller – erschienen im dtv-Verlag. Groß war die Freude bei allen Beteiligten, als die Autorin ihre Teilnahme bei der Abschlussveranstaltung und Preisverleihung im Herbst 2022 zusagte.

Nun ging es darum, diese Veranstaltung inhaltlich und organisatorisch zu planen und vorzubereiten. Am 26. September 2022 war es so weit: In den Räumen der Kreis- und Stadtbibliothek konnten die Projektteilnehmer neben der Autorin Anne Freytag und Prof. Dr. Klaus Zierer, der sich als Erziehungswissenschaftler und Ordinarius für Schulpädagogik an der Universität Augsburg auch für Maßnahmen zur Steigerung der Lesekompetenz einsetzt, zahlreiche Ehrengäste und die Schülerinnen und Schüler zweier Klassen der Mittelstufe zu einem Lesefest begrüßen. Bürgermeister Armin Grassinger, dritte Landrätin Manuela Wälischmillter und Schulleiter Helmut Ettengruber führten mit kurzen Grußworten in die Veranstaltung ein und hoben die zentrale Bedeutung des Lesens und der Lesekompetenz gerade auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung hervor. OStD Ettengruber betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Bibliothek und sprach insbesondere Herrn Jablonski seinen Dank für die vielfältige Unterstützung der schulischen Leseförderung aus. Die Projektidee und –durchführung wurden ebenso vorgestellt wie die Rückschlüsse auf die Leseinteressen und das Leseverhalten der beteiligten Jugendlichen. Mit viel Engagement und Eigeninitiative hatten die Seminarteilnehmer während der Projektphase nicht nur die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe im Blick, sondern führten auch mehrere kleinere Projekte für die Unterstufe durch. So fanden beispielsweise anlässlich des Bundesweiten Vorlesetags im November 2021 oder anlässlich des Welttags des Buches im April 2022 Vorleseaktionen für die Jahrgangsstufen 5 und 6 statt. Im Interview betonte Prof. Zierer unter anderem die Notwendigkeit einer „Renaissance der Lektüre“; es sei unerlässlich, dass Schule und auch Universität die jungen Menschen systematisch in die Fähigkeit des vertieften und reflektierten Lesens – gerade auch als Gegenpol zum in der Regel weitaus oberflächlicheren digitalen Lesen – einführten. Die enorme Bedeutsamkeit des Lesens zeige sich u. a. an der Korrelation zwischen der Ausprägung der Lesefähigkeit und

-kompetenz einerseits und Faktoren wie dem Schulerfolg, der Höhe des Einkommens oder auch der Fähigkeit, Fake News zu erkennen, andererseits. Besorgniserregend sei, dass die Lesekompetenz der jungen Generation derzeit laut Studien rückläufig sei; dies sei zum einen auf pandemiebedingte Lernrückstände, zum anderen auf die teils exzessive Nutzung sozialer Medien zurückzuführen. Lesen in sozialen Medien erreiche nicht das Anforderungsniveau und die Tiefe wie beispielsweise die fundierte Lektüre einer renommierten Tageszeitung. Damit bleibe qualitativ hochwertiger Journalismus ein maßgeblicher Grundpfeiler für eine funktionierende Demokratie. Doch es gelte nicht nur, die Schulen und Universitäten diesbezüglich in die Pflicht zu nehmen; Leseförderung beginne im Elternhaus, beispielsweise durch ein möglichst frühes Aufgreifen von Leseanlässen und durch regelmäßiges Vorlesen. Erst aus dem gelungenen Zusammenspiel von Bildungseinrichtungen und Familie resultiere Bildungserfolg. Anknüpfend an die Ausführungen des Experten verwiesen die Seminarteilnehmerinnen zusätzlich auf geschlechtsspezifische Unterschiede im Leseverhalten. Wie bereits durch zahlreiche Studien belegt, bestätigte sich auch im Projekt die im Vergleich zu den Mädchen geringere Bereitschaft der Jungen, sich mit Literatur auseinander zu setzen. Umso wichtiger sei es, immer wieder Leseanstöße zu geben, um Jugendliche beiderlei Geschlechts zum Lesen zu motivieren und an die Literatur heranzuführen und ihnen so den Zugang zur vielfältigen Bücherwelt zu eröffnen. In diesem Zusammenhang wurden die engagiertesten der am Projekt beteiligten Klassen aus den Jahrgangsstufen 8 und 9 mit einem Sonderpreis, einer Doppelstunde Unterricht in Form einer Nachlese im Anschluss an die Veranstaltung in Kombination mit leckerem Kuchen im Leseraum der Schule, bedacht. Zusätzlich gab es einen Preis für die aktivste Leserin, Emma Schnitzer. Ihre großartige Unterstützung des Projekts wurde mit einem Buchgutschein und zusätzlich einem aktuellen Roman honoriert. Höhepunkt der Veranstaltung war die Preisverleihung des „Dingolfinger Snapbook“ in Form einer Holzskulptur, die von Carlos Loureiro eigens erstellt worden war, an die Autorin Anne Freytag. Sie war aus München angereist, um den Preis persönlich entgegen zu nehmen, und bedankte sich zudem mit einer Lesung aus ihrem prämierten Roman bei den Schülerinnen und Schülern.

Anne Freytag wird das „Snapbook 2022“ von dritter Landrätin Manuela Wälischmiller und Bürgermeister Grassinger überreicht

Inhaltlich greift der Roman im Gewand eines dystopischen Zukunftsromans aktuelle gesellschaftskritische Themen auf: Drei Studenten beschließen, die Mächtigen des Landes für ihre Profitgier, Verlogenheit und verbrecherischen und manipulativen Machenschaften zur Rechenschaft zu ziehen; schließlich liegen hier die Ursachen für demokratie- und rechtsstaatsgefährdende Entwicklungen. Möglichst viele Menschen sollen der Aufdeckung der Straftaten folgen können und so entsteht der Plan zur Live-Übertragung einer Reality Show an Heiligabend, in die die Zuschauer interaktiv eingebunden sind und jeweils über das Strafmaß entscheiden.  So werden Themen wie Kritik an unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft, ein gesellschaftliches Klima, das geprägt ist durch Diskriminierung, Hassrede, Verleumdungen und Verschwörungstheorien, die Rolle und der Einfluss der Medien, aber auch die Frage nach moralischen Grundwerten und Integrität in eine fesselnde und mitreißende Handlung gepackt, die schließlich auch die Frage aufwirft: Rechtfertigt der Zweck die Mittel?

Mit einem kleinen Umtrunk und musikalisch umrahmt von den Musikern der Band Spicy endete das Lesefest und den Seminarteilnehmerinnen, die die Veranstaltung mit großem Einsatz und viel Herzblut vorbereitet hatten, stand die Erleichterung über den gelungenen Verlauf ins Gesicht geschrieben. Besonderer Dank gebührt Herrn Jablonski für die stete Unterstützung und Begleitung des Projekts und der Stadt Dingolfing sowie dem Förderverein des Gymnasiums Dingolfing für die maßgebliche Mithilfe bei der Finanzierung der entstehenden Kosten. Ein großes Dankeschön auch den beteiligten Neunt- bzw. Zehntklässlern sowie deren Deutschlehrkräften und den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 12, die durch ihre Mitwirkung und Mithilfe maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung beitrugen. Und nicht zuletzt herzlich danke an die Vertreter der Presse – Bernhard Nadler von der Landauer Neuen Presse und Claudia Karl für den Dingolfinger Anzeiger – für die ausführliche Berichterstattung.

Die Teilnehmer des P-Seminars „Dingolfinger Lesehits“ sowie
Thomas Jablonski, Leiter der Kreis- und Stadtbücherei
Elisabeth Rembeck, betreuende Lehrkraft

 

Eine Auswahl von Besucherstimmen:

Klasse Veranstaltung! Spannende Lesung! Tolle Live-Band!

Die Lesung war sehr schön. Die Autorin hat eine tolle Stimme und man hat Lust bekommen, das Buch zu lesen. Die Veranstaltung generell war gut organisiert und hat dem Projekt „Snapbook“ einen schönen Rahmen gegeben. Auch das Interview mit dem Professor war sehr aufschlussreich.

Es war eine sehr interessante und inspirierende Erfahrung. … Es war toll, eine bekannte Autorin zu treffen. Ich fand die Bücher, die ich von der Lesehitliste schon kannte, ganz toll und will definitiv noch ein paar mehr von der Liste lesen.

Das Interview mit Professor Zierer war sehr interessant, auch die Umfragen.

Ich finde, dass die Präsentation sehr gut und das ganze Projekt sehr professionell war. Die Band war auch klasse.

Snacks und Getränke waren toll! Band war cool.

Ich fand, dass es sehr gut und strukturiert war. Die Lesung war spannend und sehr schön anzuhören. Die Snacks und Getränke waren ein weiterer Pluspunkt!

Ich fand die Lesung sehr gelungen, da die Autorin einem das Gefühl gab, direkt in der Story mit dabei zu sein. Die Schüler der Q12 haben sich viel Mühe gegeben und viel dazu beigetragen, dass der Vormittag sehr geglückt ist.

Ich fand es sehr interessant und auch spannend, jedoch gab es Probleme mit der Technik.

Die Stadtbücherei war eine gute Location und die Versorgung mit Getränken etc. war super.

 

 

Gymnasium Dingolfing